Vita Eva Dankenbring
„Mensch werden ist eine Kunst.“
Novalis
Meine textile Begeisterung machte ich zu meinem Beruf, als ich an der Hochschule Hannover studierte und meinen Abschluss als Diplom-Textildesignerin machte. Dass diese Wahl richtig war, merkte ich schnell daran, dass ich während meines gesamten Studiums von drei Monaten, die ein Semester dauerte, mindestens einen Monat außerhalb der Hochschule in der Praxis verbrachte. Dazu zählten unter anderem mehrmonatige Aufenthalte bei der französischen Stoffdruckerei Texunion im Elsass, in einer Handweberei auf Amrum, ein von der Gepa (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) unterstützter Arbeitsbesuch in Indonesien…. internationale Studentenaustausche im englischen Taunton und Birmingham, wie auch meine vom DAAD (Deutscher Akademischer Auslandsdienst) finanzierte Diplomarbeit im finnischen Helsinki.
Nach dieser auf- und anregenden Studienzeit arbeitete ich als Kollektionsentwicklerin für die Tapetenfabrik Gebr. Rasch in Bramsche. Vieles konnte ich hier aus industrieller Sicht erfahren und entdecken: internationale Messen besuchen, hochpreisige Kollektionen entwickeln und kolorieren, eigene Strukturexperimente wagen, reisende Freelance-Designer und ihre internationalen Kollektionen kennenlernen, Muster einkaufen und diese zusammen mit den Graveuren und der Produktion umsetzen. Bald zog es mich jedoch für längere Zeit ins Ausland: Mein Master of Arts Studium an der renommierten Aalto Universität in Helsinki wurde durch ein von der CDG (Carl Duisberg Gesellschaft) finanziertes Stipendium möglich.
Nach zwei Jahren Helsinki war ich restlos Textil-infiziert und hatte in Finnland die Textilkunst kennen – und Licht neu sehen gelernt. Fernab von industriellen Beschränkungen und Vorgaben erlaubte ich mir, mich mit und über Textilien auszudrücken. Mein textiler Mut war entwickelt. So machte ich mich 2001 als Freiberuflerin selbstständig mit den drei Arbeitsfeldern: Textilkunst, Textildesign und Lehre.
Dieser selbstgewählte Dreiklang befördert meine übergreifende Arbeitsweise, denn alle drei Arbeitsfelder sind untrennbar verbunden und beeinflussen sich. Beschäftigt mich ein Thema – wie beispielsweise die menschliche Gestalt – so ergeben sich dazu wie selbstverständlich ergänzende Projekte oder Arbeiten aus den anderen Bereichen.