Textilkunst



„Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen.“

Johann Wolfgang von Goethe


 

Mit Textilien künstlerisch tätig zu sein bedeutet für mich mit ihren Eigenschaften auf ästhetische Weise zu spielen und über diese Grenzen zu gehen. Mein Schönheitsbegriff lebt von sichtbaren Gebrauchsspuren an Textilien als auch sich verändernden oder beweglichen Arbeiten. Meinen eigenen Begriff von Schönheit versuche ich dabei stetig weiterzuentwickeln.

Zu meinen favorisierten Materialien gehören Seide, Kupfer, Wolle, Beton und das Spinnfaservlies Lutradur. Als Techniken bevorzuge ich das Filzen, Verschlingen und Wickeln, Sticken, Drucken, den Bildtransfer und das Ausbrennen. Gerne kombiniere ich diese verschiedensten Materialien und Techniken miteinander. Besonders reizvoll finde ich die verwendeten Stoffe zusätzlich zu Versteifen.

Die anschließende Präsentation meiner Arbeiten in unterschiedlichsten Ausstellungsräumen ist für mich jedes Mal eine neue Herausforderung. Dort bietet sich mir die Gelegenheit, mit der Raumwirkung der einzelnen Objekte zu spielen und sie in einen neuen, spannungsvollen Bezug zueinander zu bringen. So konnte ich beispielsweise 2010 in der Ausstellung „BlumenRaum“ im Tuchmacher Museum Bramsche textile Stoffentwürfe und Malerei auf Leinwand neben Drahtinstallationen zum Thema Blume und Hülle miteinander ausstellen.

Neben der thematisch frei gewählten künstlerischen Arbeit, entstehen immer wieder größere Auftrags- und Veranstaltungsprojekte mit unterschiedlichen Kooperationspartnern:

Für das Stadtmarketing in Bramsche entwarf und realisierte ich beispielsweise 2007-2008 mit „TapetenKleider“ eine Serie von größenvariablen Kleidern aus aktuellen Rasch-Tapeten. Diese Kleiderschauen wurden von lokalen Tanzgruppen auf Laufstegen in der Stadtmitte und in dem größten Modehaus der Stadt präsentiert. Das Projekt „Varusschauen“ folgte 2008-2009 zum 2000 jährigen Jubiläum der Varusschlacht im Osnabrücker Land. Hier wurde die Varusschlacht modern interpretiert und mit sich begegnenden Römern und Germanen von Studierenden auf einer Bühne am Bramscher Hafen und im Tuchmacher Museum in Bramsche umgesetzt.

Besonders vielschichtig zeigte sich 2011 ein „Haariges Wochenende“. Mit Masterstudierenden und dem Kollegen Kurt Dröge bespielte ich gemeinsam das Haus Düsterdiek im LWL Freilichtmuseum Detmold. Die Studierenden boten pädagogische Angebote zum Thema Haare an, das Museum zeigte historische Haarbilder aus seinen Beständen, und ich entwickelte in einer eigenen Arbeit moderne „Haarbilder“: In der Deele des Hauses hängte ich zwölf bewegliche Seidenbilder mit den Kopfansichten der zwölf am Projekt teilnehmenden Studierenden. Während die Studierenden an diesem Wochenende thematisch mit großen und kleinen Besuchern arbeiteten, wurden sie von ihren eigenen, textilen Haarbildern umgeben.

Im Sommer und Herbst 2016 entwickelte ich mit „Hochge.n.adelt.“ und „7 Tage“ zwei partizipative Ausstellungsprojekte zum Kulturschwerpunktthema Zeit der Stadt Osnabrück. In der StadtGalerie und im Forum am Dom schnitten und nadelten über Wochen eine Vielzahl unterschiedlichster Menschen Stoffelemente auf großformatige Wabenpappen-Flächen. Da es vorrangig um gemeinsame Prozesse statt um Ergebnisse ging, wurde folgerichtig und als spontaner Abschluss von „7 Tage“ während der Finissage die 7 m lange Stoffwand von den Gästen in einzelne Elemente zerschnitten…

Beide Zeit-Projekte sind in der bildreichen Publikation GENADELTES wiedererlebbar.